Seit dem 18. Jahrhundert sind die Europäer vom Orient fasziniert. In diesem Zusammenhang wenden sie sich dem islamischen Garten und seiner Mystik zu. Die frühesten Studien zur Geschichte des islamischen Gartens jedoch, die das wissenschaftliche Bedürfnis erfüllen, sind im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts anzusiedeln.

Die Forschung ist sich über die Bezeichnung „Islamischer Garten“ oder „Gärten der islamischen Welt“ noch nicht einig. Die Namen der Gärten in der islamischen Welt sind sehr zahlreich und die Unterscheidung sowie deren historischer Werdegang dementsprechend vielschichtig und schwierig. In der Literatur wird vom orientalischen, islamischen und arabischen Garten gesprochen und teilweise als Synonym im Kontext verwendet.

In dieser Betrachtung soll sich auf die arabische Welt und deren Eroberungsgebiete wie beispielsweise Spanien konzentriert werden. Unter der arabischen Vorherrschaft breitete sich die Kultur der Gärten über Syrien, Ägypten und Nordafrika bis nach Spanien aus. Die Architektur und Gartenbaukunst wird in wesentlichen Teilen vom Koran bestimmt. Die Gärten in der islamischen Welt sind nicht nur Orte des Wohlergehens und Genießens, sondern auch symbolisch aufgeladen, nämlich als Heilsversprechen für das Jenseits. Die Bewunderung galt meist den Fürstengärten, wobei der Hof-Garten in den mittelalterlichen islamischen Häusern im Zusammenwirken mit der Architektur nicht zu vernachlässigen ist. Auch wenn das Gärtchen noch so klein war, offenbarte es ein wenig Grün und ein Wasserbecken. So konnten auch die Damen des Hauses unbeobachtet den Blütenduft und die frische Luft genießen.

Der Ursprung des islamischen Gartens liegt in den drei vorislamischen Urbildern: dem persischen, dem arabischen und dem türkischen Garten. Am Beispiel der Alhambra im südspanischen Granada lassen sich bis heute noch die Elemente des islamischen Gartens sowie auch der Einfluss der maurischen Herrscher auf europäischem Boden anschaulich nachvollziehen und erleben.

Im persischen Garten wird die zweiaxiale Symmetrie zur Manie. Sowohl die Anordnung der architektonischen Elemente als auch die Bepflanzung werden diesem System untergeordnet. Die umfassten, rechteckig angelegten Gärten sind in ihrer Binnengliederung symmetrisch. Vier rechtwinklig angelegte Wasserführungen, die einem zentralen Wasserbecken entspringen, teilen den Garten in vier gleichgroße Teile. Die Bäume haben bis heute die symbolische und mystische Bedeutung des ewigen Lebens. Ohne die hohe Kunst des Wasser- und Kanalbaus wären die persischen Gärten undenkbar. Wasser war das Gleichnis des Lebens und der Fruchtbarkeit.

 

Löwenhof der Alhambra

Die Vierteilung des Gartens wurde von den arabischen Eroberern übernommen und verbreitete sich über die ganze arabische Welt, von Marokko über Spanien bis nach Indien. Sie übernahmen die bezaubernde Gartenkultur von Byzanz und Damaskus sowie die hoch entwickelte Gartenarchitektur von Bagdad, der Perser. Der arabische Garten ist ein eingefriedetes, durch Mauern geschütztes Gebiet, das die Abgrenzung zwischen Nomaden und Sesshaftem, bewässerter Fläche und Trockengebiet bzw. Oase und Wüste verdeutlicht. Mit seiner üppigen Flora und seinem Wasserreichtum wird der Garten als Kontrast zur Wüstenhölle verstanden. In ihm konnte durch Gott der innere Frieden und Spiritualität gefunden werden.

Die Vierteilung des Gartens wurzelt im Bedürfnis nach dem geordneten Gedankengang. Die kosmische Vorstellung einer Vierteilung der Welt im persischen Garten findet in den islamischen Gärten Entsprechungen in den vier Paradiesflüssen des Korans.

 

Generalife, Granada, Spanien

Die Türken blickten, ebenso wie die arabischen Eroberer, auf eine nomadische Tradition zurück. Sie entdecken eher einen Landstrich, als sich dort niederzulassen. Ihre Gärten sind wie eine immerwährende Reise. Der türkische Garten favorisiert Großzügigkeit sowie Offenheit und verzichtet auf Kleinteiligkeit. Der Einfluss auf das Abendland ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Das Phänomen der symmetrischen Anordnung zum Zentrum hin findet sich im Barockgarten wieder. Der Aspekt der Aussicht wird beispielsweise im „Generalife“ der Alhambra zu Granada groß geschrieben.

 

 

 

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