Neapolitanischer Junge

Die Porzellanplattenmalerei ist eine alte Kunst des Porzellanveredelns und erlebte insbesondere in Thüringen im ausgehenden 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. In jener Zeit war es modern, Kopien von Gemälden aus den Sammlungen großer Museen anzufertigen, um so einerseits Ölbilder der Vergangenheit durch die haltbare Porzellanmalerei für die Nachwelt zu erhalten – erinnert sei an dieser Stelle an den Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I. an die Nymphenburger Porzellanmanufaktur die Gemälde der Pinakothek auf Porzellanplatten zu übertragen. Andererseits gelang es auf diese Weise die musealen Gemälde als Versatzstücke der hohen Kunst in die bürgerlichen Wohnstuben zu bringen. Darüber hinaus wurden aber auch Werke weniger bekannter Maler reproduziert. Hinzu kam, dass die Porzellanplatte für die Porträtmalerei in ihrer Bedeutung als „Leinwand“ gewann und dies sowohl für Menschen der Öffentlichkeit als auch für Privatpersonen.

Die handgemalten Platten sind bisher in der wissenschaftlichen Erforschung nur peripher gestreift worden. In wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema „Thüringer Porzellan“ taucht die Porzellanplattenmalerei fast nicht auf. Der 1983 veröffentlichte Aufsatz von Helmut Scherf in Keramos über die „Plattenmalerei aus dem Lichtetal“ (1983, Heft 100, S. 149–158) ist der erste seiner Art und entstand in Anlehnung an eine Ausstellung im Sommer 1982 im Thüringer Museum in Eisenach.

Der publizierte Aufsatz der Autorin legt das Hauptaugenmerk auf die Technik der Porzellanplattenmalerei. Die ausführlichen Forschungsergebnisse sind der Dissertation über die Thüringer Porzellanplattenmalerei der Autorin am Lehrstuhl für Volkskunde an der FSU Jena zu entnehmen.

Malutensilien

Anliegen der Doktorarbeit war es, die Porzellanplattenmalerei aus der Ecke der Forschungsdesiderata zu holen. Es konnten viele, jedoch nicht alle Fragen geklärt werden. Es wurde erstmals ein Verzeichnis mit biografischen Angaben erstellt, in dem Thüringer Maler und Firmen aufgeführt sind, die sich mit der Porzellanplattenmalerei beschäftigten. Bisher gab es keinerlei Informationen oder Angaben über die Künstler, die dieses Kunsthandwerk beherrschten. In mühevoller Kleinarbeit wurden u.a. aus Archiven, zeitgenössischen Zeitschriften und durch Befragen der Nachkommen die Informationen zusammengetragen.

Die Recherchearbeit barg einige Überraschungen. So steckt beispielsweise hinter einigen Porzellangemälden ein spannende Geschichte, deren Spur in die Renaissance-Metropole Florenz führt.

Die Publikation der Doktorarbeit finden Sie hier.